„80% aller Babys weltweit werden nie in eine Windel gehüllt.“

„Sobald auf dem Wickeltisch die Windel ab ist, fängt das Baby in hohem Bogen an zu pinkeln.“  Diese Warnung habe ich in der Schwangerschaft immer wieder von Müttern erhalten und genau DAS verstehe ICH als Windelfreiheit! Babys wollen sich instinktiv nicht schmutzig machen. Ist der Windelbereich frei, verstehen sie es als Zeichen: Jetzt ist ein guter Moment mich zu entleeren!

Der Begriff „Windelfrei“ ist eigentlich irreführend, denn auch Windelfrei-Babys tragen Windeln! Der englische Ausdruck „Elimination Communication“ gefällt mir persönlich sehr viel besser, da dies zum Ausdruck bringt, was tatsächlich gemacht wird: Wir kommunizieren mit den Baby über sein Ausscheidungsbedürfnis und reagieren darauf.

„Babys sind von Anfang an dazu bereit ihren eigenen Körper wahrzunehmen und ihre Bedürfnisse zu kommunizieren.“
Diese Annahme ist allgemein anerkannt, so lange es um die „Standard-Bedürfnisse“ wie Nahrungsaufnahme, Schlaf oder Geborgenheit geht. Anfangs kann ein Baby die Vorgänge und Gefühle in seinem Körper noch nicht richtig zuordnen. Es fängt an zu weinen, verändert den Blick, gibt einen Laut von sich oder strampelt aufgeregt und meldet damit: Mama, Papa, irgendetwas fühlt sich nicht gut an! Helft mir bitte! Wenn das Baby aber meckert, weil die Blase drückt und die Eltern suchen nach dem Grund und gehen gedanklich ihre Punkte durch: Hunger? Müde? Kuschelbedarf? Bauchweh? da „Blase voll“ auf der üblichen Liste der Möglichkeiten gar nicht vorkommt, wird das Baby in diesem Fall zwangsläufig missverstanden. Wenn das immer wieder so ist, wird das Baby nach einigen Monaten diese einseitige Kommunikation aufgeben und sich nicht mehr melden, wenn die Blase drückt. Mit Windelfrei hast du eine Möglichkeit mehr, auf die Bedürfnisse deines Babys einzugehen. Missverständnisse werden wie überall im Leben weiterhin vorkommen, aber ihr lernt euch mit der Zeit gegenseitig immer besser verstehen.

Windelfrei ist weder Methode, noch Konzept oder Erziehung, sondern Bindung, Beziehung und Kommunikation. Es ist das Aufgreifen der Fähigkeit des Babys seine Bedürfnisse zu zeigen. Es geht nicht darum, mit dem Baby etwas zu machen oder ihm etwas zu lernen, sondern darum mit ihm zu „gehen“ und ihm nichts zu “verlernen”. Gleichzeitig ist es ein Lernprozess für uns Eltern. Wir lernen zu vertrauen, hinzuhören und wahrzunehmen, was das Baby braucht. 

Windelfrei zu praktizieren bedeutet deinem Baby die Möglichkeit zu geben ohne Windel auszuscheiden, wenn es mal muss. Du hältst es dann optimalerweise über einen Topf, eine Schüssel, übers Waschbecken oder direkt übers Klo indem du das Baby am Körper hältst mit dem Gesicht nach vorne und die Beine anhebst. Nach kurzer Zeit wirst du meist eine Routine erkennen, wann dein Baby muss. Oftmals ist dies nach dem Schlafen, nach dem Baden oder vor oder nach dem Stillen. Die Möglichkeit auf diese Art auszuscheiden gibst du deinem Baby so oft oder so selten, wie es für dich stressfrei möglich ist. In der Zwischenzeit kann es eine Windel tragen, manchmal, in bestimmten Situationen, oder auch immer. Bei Windelfrei geht es vor allem um die Kommunikation mit deinem Baby, die neben z.B. Hunger und Müdigkeit einfach um das Thema „Ausscheidung“ erweitert wird.

Vollzeit gewickelte Kinder lernen, das Gefühl für ihre Ausscheidungen zu ignorieren. Mit den supersaugfähigen Wegwerfwindeln fällt sogar das Nässegefühl weg. Wenn es dann ums „Sauber werden“ geht, müssen sie die Zusammenhänge erst neu herstellen. Wie lange das dauert, ist von Kind zu Kind sehr verschieden. Windelfreien Kindern bleibt das Körpergefühl erhalten und sie lernen es mit der Zeit immer besser zu differenzieren. Beim „Sauber werden“, haben sie es dadurch leichter.

Jede Familie findet den für sie richtigen Weg und oft wird Windelfrei situationsabhängig mit Stoffwindeln oder Wegwerfwindeln kombiniert.

Es gibt sozusagen:

  • die Minimalversion: nur morgens abhalten, sonst immer Windel

  • die Mittelversion: nach jedem Aufwachen und auf Zeichen und manchmal auf „er/sie muss doch mal wieder müssen“ hin abhalten und zusätzliche Verwendung von Stoff- oder Wegwerf-Windeln

  • die Vollversion: Keine Windeln, immer abhalten oder waschen und wischen.

  • Eine Kombination aller und jeden Tag neu und anders: nach Lust und Laune

Alles ist möglich – finde euren individuellen Weg!

Windelfrei ist:

  • Kommunikation mit dem Baby

  • Wahrnehmen und Eingehen auf das Bedürfnis deines Babys

  • Körpergefühl

  • natürlich

  • aktiver Umweltschutz durch die Vermeidung von Müll und die Schonung von Ressourcen

  • frei von Tadel oder Lob, Strafe oder Belohnung.

Windelfrei ist NICHT:

  • Sauberkeitstraining oder Sauberkeitserziehung

  • ein Dogma: auch „Windelfrei Babys“ dürfen Windeln tragen und gewickelt werden

  • Windelfrei verfolgt nicht das Ziel, das Baby/Kind so schnell wie möglich sauber zu bekommen

  • Windelfrei ist kein Supermami-Contest

Die Vorteile

  • Die Bedürfnisse des Babys werden wahrgenommen und es wird angemessen darauf reagiert.

  • Windelfrei ist individuell und kann nach Bedarf gestaltet werden

  • Das Abhalten erleichtert die Ausscheidung durch die Unterstützung der natürlichen Hockposition

  • Durch die erleichterte Ausscheidung quälen das Baby Bauchschmerzen oder Koliken weniger häufig

  • Windelfrei ist gesund: Windelfreie Babys haben sehr viel weniger Hautkontakt mit Urin und Stuhl und haben dadurch selten bis nie Windelausschlag

  • Windelfrei stärkt die Bindung.

  • Windelfrei trägt zur Müllvermeidung und Ressourcenschonung bei

  • Babys/Kleinkinder sind meist früher trocken (rund um den 2. Geburtstag).

  • Das Baby erfährt sich als “selbstwirksam” und ist zufriedener.

Windelfrei ist dann eine Bereicherung für euer Leben, wenn es einfach umzusetzen ist und euch Freude bereitet. Sobald die Ziele zu hoch gesteckt sind und in irgendeiner Form Druck ausgeübt wird, stört das die Kommunikation und es endet in Frust. „Windelfrei ist kein Supermami-Contest!“ Schau, was in deiner Lebenssituation aktuell entspannt umsetzbar ist, und probiere es aus. Ob nur unterwegs oder auch zu Hause Windeln zusätzlich benutzt werden, ob es Stoff- oder Wegwerfwindeln sind, ob nachts auch Windelfrei praktiziert wird – manches kann man planen, vieles ergibt sich im Alltag. Ausprobieren lohnt sich, und was mehr Stress als Freude bereitet, sollte wieder überdacht werden. Die Bedürfnisse des Babys ändern sich sowieso immer mal wieder, da gilt es flexibel und kreativ zu bleiben.

Auch Babys, die z.B. „nur“ nach dem Schlafen, Stillen und beim Wickeln abgehalten werden, behalten das Körpergefühl für ihre Ausscheidungen. Es ist also alles möglich, trau dich und fang einfach an!

Und noch was: Lasst euch von Anderen nicht verrückt machen! Es ist immer schwierig einen anderen, unkonventionellen Weg zu gehen. Man stößt auf viele Fragen, Vorurteile und auf Unverständnis. Dem Kind wird geschadet durch Druck, Zwang und Gewalt. Windelfrei lebt von Liebe, Geduld und Zeit! Geh deinen eigenen Weg und tu genau das, was sich für dich und deine Familie gut anfühlt. Nicht mehr und nicht weniger. 

Vielleicht findest du das Thema ja interessant, hast aber keine Ahnung wie du es angehen sollst?
Melde dich gerne bei mir, dann zeige ich dir wie wir es zuhause handhaben, erzähle dir wie wir gestartet haben und was für unsere Familie gut funktioniert.

Was du dir von einem Austausch über Windelfrei erwarten kannst?

  • Was bedeutet Windelfrei und woher kommt das Konzept?

  • Wann kann am besten damit gestartet werden?

  • Wie setze ich Windelfrei in die Praxis um?

  • Welche Signale senden Babys aus, um anzuzeigen, dass sie mal müssen?

  • Welche Abhalte-Positionen gibt es?

  • Was brauche ich/Welche Hilfsmittel sind sinnvoll?

  • Funktioniert Windelfrei auch nachts?

  • Wie funktioniert Windelfrei unterwegs?

  • Was ist ein Windelfrei-Streik und was tue ich dann?

  • 8 Phasen von Windelfrei.

Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich kein ausgebildeter Windelfrei-Coach bin.